Seit Februar des letzten Jahres beschäftigt uns das Coronavirus auch in der Schweiz; Das ist nun bald ein Jahr her. Wie viele andere Unternehmen, Kulturschaffende und Selbstständige treffen die Pandemie sowie die Massnahmen zu deren Eingrenzung viele Wellness-Betriebe hart. Als Folge davon ist die Zukunft einer Reihe an Betrieben unsicher – trotz finanzieller Massnahmenpakete.
«In Deutschland stieg die Kosten-Umsatzrelation für öffentliche Sauna-Betriebe auf 131 Prozent. Dies entspricht einer Steigung von 46 Prozent.»
Coronavirus in der Schweiz: eine Chronologie der Massnahmen
Am 16. März 2020 beschliesst der Bundesrat die ausserordentliche Lage. Im gleichen Zug wird der erste Lockdown verhängt: Restaurants, Geschäfte, kulturelle Betriebe und auch Wellness-Einrichtung müssen per sofort und bis auf weiteres geschlossen werden, um das neuartige Virus einzudämmen. Geplant waren die Massnahmen vorerst bis im April – Wellness-Betriebe müssen sich allerdings noch bis am 6. Juni gedulden, bis sie ihre Tore wieder öffnen können. Doch die Situation bleibt weit von der Normalität entfernt. Schutzkonzepte müssen entwickelt und die Besucherzahlen limitiert werden. Bis am 22. Dezember laufen Wellness-Unternehmen mit einem Bruchteil ihrer normalen Einnahmen weiter. An diesem Tag wird eine erneute Schliessung verordnet, die immer noch anhält. Ausgenommen sind nur Hotels mit eigenen Wellness-Bereichen, die sie exklusiv für ihre Gäste öffnen können.
Hygienekonzepte und ihre Umsetzbarkeit
Ob und wann Sauna-Betriebe und Thermalbäder in naher Zukunft wieder Gäste empfangen können, ist nicht klar. Sicher ist nur eines: wenn, dann mit strengen Schutzkonzepten. Bereits in der Zeit zwischen dem 6. Juni und dem 22. Dezember durften Wellness-Anlagen nur mit klaren Regeln zu Hygienemassnahmen öffnen: So wurden Besucherzahlen stark eingeschränkt (in Thermalbädern mussten beispielsweise vier Quadratmeter Wasserfläche pro Badegast berechnet werden), Desinfektionsmittel mussten bereitgestellt, Reinigungsintervalle erhöht und einzelne Bereiche abgesperrt werden. In Saunakabinen und anderen abgeschlossenen Räumlichkeiten musste zudem die Luftqualität durch regelmässige Luftzirkulation gewährleistet werden. Zusätzlich wurde am 19. Oktober eine Maskenpflicht in Innenräumen verordnet, kurz darauf gefolgt von einer Maskenpflicht in Aussenbereichen von öffentlichen Einrichtungen. Organisatorisch sind diese Schutzkonzepte eine grosse Herausforderung. Ausserdem kostet das Einhalten der Hygienemassnahmen zusätzlich Geld und Personal: Der Betrieb muss also mit deutlich weniger Einnahmen aber nur geringfügig rückläufigen Kosten weitergeführt werden.
Unsicherheit der Kunden
Bereits vor der Verordnung konkreter Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus nahmen die Besucherzahlen in öffentlichen Wellness-Betrieben merkbar ab, wie eine Umfrage in Deutschland zeigt. Die Verunsicherung der Bevölkerung ist spürbar und bleibt auch während der Lockerungen im Sommer präsent. Und dies, obwohl eine Ansteckung in öffentlichen Wellness-Anlagen eher unwahrscheinlich ist. Dafür sind die Temperaturen in Sauna- oder Dampfkabinen zu hoch, und das Thermalwasser ist auch unter normalen Umständen zu gründlich desinfiziert.
Noch fällt der Kundenrückgang kaum ins Gewicht: durch die Besucherbeschränkung wird die maximal erlaubte Gästezahl auch trotz rückläufiger Nachfrage erreicht. Dass sich hier langfristig eine Veränderung abzeichnet, ist jedoch nicht auszuschliessen. Erste Anzeichen davon zeigen sich im Trend Richtung Privatisierung: die Nachfrage für Saunas im Eigenheim hat seit Beginn der Krise deutlich zugenommen und auch in Hotels zeigt sich immer öfter der Wunsch nach einem privaten Spa-Bereich.
Finanzielle Aussichten
Zwischen dem 26. März und dem 31. Juli konnten Unternehmen Überbrückungskredite beantragen, um sich in der Zeit des ersten Lockdowns finanziell abzusichern. Für die Arbeitnehmenden kann zudem Kurzarbeit beantragt werden. Dass die Entschädigungen nicht ausreichen, zeigt der Blick nach Deutschland: Bereits im Juni gaben knapp mehr als die Hälfte der öffentlichen Sauna-Betriebe in einer Umfrage an, dass ihr wirtschaftliches Fortbestehen unsicher sei. Selbst wenn die Situation in der Schweiz nicht direkt mit derjenigen in Deutschland vergleichbar ist – die Zukunftsaussichten sind düster. So stieg im Nachbarland die Kosten-Umsatzrelation für öffentliche Sauna-Betriebe auf 131 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einer Steigung um 46 Prozent.
Das Ende der öffentlichen Wellness-Betriebe? Ein Ausblick
Die Auswirkungen der Pandemie auf die öffentlichen Wellness-Anlagen in ihrer Gesamtheit sind momentan noch nicht abschätzbar. Die aktuelle Schliessung in den umsatzstarken Wintermonaten betrifft die Betriebe finanziell jedoch stark. Zusätzlich problematisch ist die Unsicherheit der Situation: Massnahmen werden zum Teil sehr kurzfristig verordnet und ebenso kurzfristig wieder aufgehoben. Von den Unternehmen ist eine grosse Flexibilität gefragt, um sich den ständig ändernden Umständen anzupassen.
Es zeichnen sich allerdings auch Lichtblicke ab. Durch die finanzielle Unterstützung konnten viele Unternehmen dem drohenden Konkurs entgehen. Ob es sich damit nur um eine Aufschiebung des Unvermeidlichen handelt, oder ob die Betriebe die Pleite dauerhaft abwenden können, muss sich zwar erst noch zeigen – trotzdem stimmt der allgemeine Konkursrückgang 2020 im Vergleich zum Vorjahr optimistisch. Auch die Impfung lässt hoffen: Seit 19. Dezember im letzten Jahr ist der erste Impfstoff in der Schweiz zugelassen, am 12. Januar dieses Jahres folgte eine weitere Zulassung. Sind grosse Teile der Bevölkerung erst geimpft, sind Lockerungen der Massnahmen wahrscheinlich und auch Wellness-Betriebe dürften ihre Gäste wieder empfangen können.
Quellen:
- admin.ch: Coronavirus
- easygov.swiss: Covid-19-Überbrückungskredite
- HotellerieSuisse (2021): Schutzkonzept für Betriebe mit Wellness und Spa, Schwimmbäder, Saunen/Dampfbäder, Sportanlagen unter Covid-19
- ch (2021): Firmenkonkurse: Kreist bald der Pleitegeier über Zombie-Firmen?
- Sauna-bund.de: Coronavirus: Empfehlungen des deutschen Sauna-Bundes.
- Sauna- und Bäderpraxis (2020/3): Saunabetriebe in der Krise – Wie wirkt sich die verordnete Berg- und Talfahrt aus?
- ch (2020): Corona-Regeln im Thermalbad – Abstand bei Massagedüsen und geschlossene Rutschbahnen