Herz-Kreislauferkrankungen gehören in der Schweiz neben Krebs zu den häufigsten Todesursachen: ein Drittel aller Todesfälle im Jahr 2017 sind auf eine solche Erkrankung zurückzuführen. Sie sind zudem der drittmeiste Grund für eine Hospitalisierung – schweizweit. Risikofaktoren sind unter anderem Rauchen und eine ungesunde Ernährung, aber auch Bewegungsmangel, Stress, Bluthochdruck und Übergewicht zählen dazu. Regelmässiges Saunieren kann helfen, einige dieser Risikofaktoren zu minimieren. Zudem häufen sich die medizinischen Befunde einer therapieunterstützenden Wirkung.
«Ein Drittel aller Todesursachen sind auf Herz-Kreislauferkrankungen zurückzuführen.»
«Sport» in der Sauna
Saunieren stellt für den Körper im Allgemeinen und das Herz-Kreislaufsystem im Spezifischen eine Belastung dar. Unmittelbar nach Betreten der Sauna beginnt die Herzfrequenz aufgrund der hohen Temperaturen zu steigen. In der ersten Minute des Saunaganges steigert sich die Herzfrequenz um 20 Schläge pro Minute. Nach 10 Minuten liegt die Frequenz sogar bei ca. 50 Schlägen pro Minute über der Anfangsfrequenz. Diese Reaktion des Herzkreislaufsystems entspricht grundsätzlich derjenigen beim Sport. Auch bei körperlicher Betätigung wird die Herzfrequenz gesteigert, nämlich um mehr Sauerstoff in die Muskulatur transportieren zu können. Wird das Herz dieser Belastung regelmässig ausgesetzt, wird es in ähnlicher Weise trainiert wie bei moderatem Sport. Der Bewegungsmangel als Risikofaktor kann dadurch minimiert werden. Das bedeutet allerdings nicht, dass Saunieren die Bewegung vollständig ersetzen kann! Stattdessen sollte der Gang in die Sauna zusätzlich zu täglicher Bewegung stattfinden.
Gefässwiderstand wird gesenkt
Zusätzlich zur Steigerung der Herzfrequenz nimmt der Widerstand in den äusseren Blutgefässen beim Saunieren ab, da sie sich in der Wärme erweitern. Als Folge dieser beiden Reaktionen transportiert das Herz während des Saunaganges erheblich mehr Blut als normalerweise: Das Herzminutenvolumen (also die Anzahl Liter, die das Herz pro Minute durch den Körper pumpt) nimmt in der Regel um 80% zu!
Die Erweiterung der äusseren Blutgefässe ist zwar eine akute Reaktion des Körpers, besucht man die Sauna jedoch regelmässig (das heisst, mindestens 1 – 2-mal pro Woche während des ganzen Jahres) zeigt sich auch ein langfristiger Effekt. Eine Studie konnte zeigen, dass sich der funktionelle Gefässquerschnitt an den Unterschenkeln nach 5 Jahren mit regelmässigen Saunabesuchen um bis zu 40% steigerte. Als Konsequenz der erweiterten Blutgefässe verringert sich der Gefässwiderstand – und damit auf Dauer auch der Bluthochdruck.
Stressbekämpfung
Stress gilt für viele Krankheiten als Risikofaktor; Herz-Kreislauferkrankungen bilden hier keine Ausnahme. Sind wir ständig angespannt, schlägt sich das mit der Zeit auf unsere Gesundheit nieder. Man schläft schlechter, der Blutdruck erhöht sich und der Herzschlag wird dauerhaft gesteigert. Das alles sind Faktoren, die das Risiko einer Herz-Kreislauferkrankung erhöhen. Hier kommt die entspannende Wirkung der Sauna gerade richtig: Die wohltuende Wärme lässt uns die Alltagssorgen vergessen und die freigesetzten Hormone Endorphin und Serotonin heben unsere Stimmung.
Sauna als Therapieunterstützung – Reduktion gefässverengender Hormone
Einige vom Körper produzierte Hormone wirken gefässverengend. Solche Hormone sind wichtig für die Regulation der Blutzirkulation und in einem gesunden Körper auch nicht problematisch. Bei Personen mit Herz-Kreislauferkrankungen wie beispielsweise Herzinsuffizienz kann die Produktion solcher gefässverengender Hormone allerdings gesteigert sein. Als Folge davon wird die Durchblutung einiger Organe gestört, unter anderem auch die Durchblutung des Herzens.
Bei zwei dieser Hormone konnte im Rahmen einer Pilotstudie eine signifikante Senkung im Blut nach regelmässigen Saunabesuchen beobachtet werden: Endothelin und Noradrenalin. Endothelin wirkt hauptsächlich gefässverengend. Bei erhöhter Konzentration im Blut kann die Durchblutung des Herzens und der Herzrhythmus gestört werden. Auch Noradrenalin führt zu einer Gefässverengung und hat zudem eine Steigerung des Blutdruckes zur Folge. Beide können bei Herz-Kreislauferkrankungen gesteigert produziert werden und den Verlauf der Krankheit negativ beeinflussen. Durch regelmässige Saunabesuche konnte aber bereits nach 4 Wochen eine Senkung der beiden Hormonspiegel festgestellt werden. Dies sind erste Anzeichen dafür, dass die Sauna nicht nur vorbeugend, sondern auch in der Therapie von Herz-Kreislauferkrankungen eingesetzt werden könnte.
Vorsicht vor dem raschen Abkühlen
Patienten, die bereits einen erhöhten Blutdruck aufweisen, sollten es beim Gang in die Sauna nicht übertreiben. Zwar bleibt der Blutdruck in der Sauna im Mittel unverändert, aber beim nachfolgenden Kälteschock und insbesondere bei einem Kaltbad kann er ansteigen. Aus diesem Grund wird Personen mit hohem Blutdruck von einer Abkühlung im Tauchbecken abgeraten und stattdessen nur eine Abkühlung an der Luft empfohlen.
Quellen
- Basford, J.R.; Oh, J.K.; Allison, T. G.; Sheffield, C. G.; Manahan, B. G.; Hodge, D.O.; Tajik, A. J.; Rodeheffer, R. J.; Tei, C. (2009): Safety, Acceptance, and Physiologic Effects of Sauna Bathing in People with Chronic Heart Failure: A Pilot Report
- admin.ch: Herz- und Kreislauferkrankungen
- Brenke, Rainer (2015): Das Potenzial der Sauna im Rahmen der Prävention – eine Übersicht neuerer Erkenntnisse
- Brenke, Rainer (2015): Sauna – Mehr als Wellness
- Brenke, Rainer (2018): Hydrotherapie und Sauna bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Linder, B & Brinkhaus, B. (2000): Die Sauna: Chancen und Risiken in Prävention und Therapie
- ch: Herzkrankheiten und Hirnschlag
- Tomasits & Haber (2008): Leistungsphysiologie: Grundlagen für Trainer, Physiotherapeuten und Masseure.