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Fibromyalgie: Sauna in der Schmerztherapie

Viele gesundheitsfördernden Wirkungen der Sauna sind hinlänglich bekannt: regelmässiges Saunieren stärkt die Abwehrkräfte, mindert Stress und lässt uns nachts schneller ein- und besser durchschlafen. Mehrere Studien zeigen nun, dass die Sauna auch noch andere gesundheitliche Vorteile hat. Wärmetherapie in Saunakabinen kann helfen, chronische Schmerzen bei Fibromyalgie zu lindern und gleichzeitig den häufig damit verbundenen psychischen Leidensdruck zu mindern. Und das – im Gegensatz zu gängigen medikamentösen Schmerzbehandlungen – ganz ohne Nebenwirkungen.


Krankheitsbild der Fibromyalgie

Fibromyalgie bezeichnet eine chronische Schmerzerkrankung, bei der Betroffene unter Schmerzen in Muskeln, Sehnen und Sehnenansätzen an mehreren Körperregionen leiden. Die Schmerzen zeigen sich unter anderem an Druckempfindlichkeit an gewissen Stellen des Körpers. Ebenfalls zum Krankheitsbild gehören Schlafstörungen, Müdigkeit und häufige, sowie schnell eintretende Erschöpfung, die sowohl physisch als auch psychisch sein kann. Neben den typischen Symptomen zeigen Erkrankte ein erhöhtes Risiko, psychische Störungen zu entwickeln; Das Risiko beispielsweise an einer Depression zu leiden, ist gegenüber gesunden Personen um das Fünffache erhöht. Auch Angst- oder Persönlichkeitsstörungen können mit Fibromyalgie gehäuft auftreten.


Kaum Therapiemöglichkeiten

Der genaue Ursprung sowohl der Krankheit als auch der Schmerzen ist in der Forschung noch nicht abschliessend geklärt worden. Sicher ist: die Schmerzempfinden resultiert aus einem Zusammenspiel von physischen und psychischen Faktoren. Diese Tatsache erschwert die Therapie und führt dazu, dass häufig verschiedene Therapiemethoden kombiniert werden. So erhalten Patienten und Patientinnen mit Fibromyalgie häufig eine Vielzahl an Schmerzmitteln kombiniert mit Psychotherapien und physikalischen Therapien wie bspw. Bewegungstherapien. Ziel der Behandlung ist in erster Linie eine Schmerzlinderung und Entspannung der Muskeln. Eine langfristige Aussicht auf Genesung besteht in der Regel jedoch kaum, da die meisten Therapiemöglichkeiten nur in wenigen Fällen nachhaltig wirken.


Wärmetherapie in der Sauna

Eine Studie aus dem Jahr 2001 untersuchte die Wirkung der Sauna auf das Schmerzempfinden bei Fibromyalgie, da die Wärme und damit einhergehende Entspannung der Muskeln als mögliches Therapiemittel in Betracht gezogen wurde. Dazu besuchten Patientinnen und Patienten mit Fibromyalgie während sechs Wochen zwei Mal wöchentlich eine Sauna. Jeweils vor und nach dem Saunagang wurde das Druckschmerzempfinden mit einem Schmerzmessgerät gemessen, um die Schmerzen objektivierbar zu machen. Die Ergebnisse scheinen vielversprechend: der Gang in die Sauna führte zu einer statistisch signifikanten Erhöhung der Schmerzschwelle um 20%. Anders ausgedrückt: Betroffene, die regelmässig die Sauna besuchen, haben eine verringerte Schmerzempfindlichkeit. Auch in Bezug auf die subjektiv empfunden Schmerzen wurde die Therapie mit der Sauna positiv aufgenommen und eine allgemeine Verbesserung des körperlichen Wohlbefindens wurde genannt.


Eine zehn Jahre später in Japan durchgeführte Studie stützt die Ergebnisse. Patienten, die über drei Monate regelmässig eine Wärmetherapie in der Sauna erhalten hatten, empfanden eine Schmerzreduktion um bis zu 70%. Dabei bleibt der Effekt nicht nur kurzfristig – noch sechs Monate nach Beendigung der Studie konnte bei den Patienten immer noch eine signifikante Verringerung des Schmerzempfindens beobachtet werden. Die Ergebnisse lassen hoffen, dass die Sauna in Zukunft vermehrt als Therapiemittel eingesetzt werden kann.


Die Sauna als Therapieunterstützung bei Fibromyalgie – das gilt es zu beachten

Betroffene von Fibromyalgie reagieren krankheitsbedingt relativ stark auf äussere Reize; Das gilt auch für Wärmereize. Deshalb ist es wichtig, beim Saunieren einige Punkte zu beachten. Die Temperatur der Sauna sollte nicht zu hoch gewählt werden. Von Aufgüssen wird grundsätzlich abgeraten, da sie das Wärmeempfinden innert kurzer Zeit massiv steigern können. Auch sollte der Saunagang nicht zu lange dauern. Während bei gesunden Saunabesuchern in der Regel eine Maximaldauer von 15 Minuten angegeben wird, sollte die Länge des Saunaganges bei Fibromyalgie-Patienten 10 Minuten nicht überschreiten. Der Kältereiz nach der Sauna sollte ebenfalls mild erfolgen: statt sich im Tauchbad abzukühlen, sollte die Abkühlung an der Luft oder graduell unter der Dusche erfolgen. Zwischen den einzelnen Saunagängen sollte ausserdem eine Ruhezeit von etwa 20 Minuten eingehalten werden.


Chronische Schmerzen bei anderen Erkrankungen

Untersuchungen zeigen, dass sich die schmerzlindernde Wirkung der Sauna nicht auf Patienten mit Fibromyalgie beschränkt. Auch chronische Schmerzen aufgrund anderer Ursachen können durch die Sauna gemildert werden. So konnte eine Studie mit Diabetes-Patienten zeigen, dass der regelmässige Besuch der Infrarotsauna während drei Monaten zu einer subjektiven Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens und damit der Lebensqualität führte. Ähnliches gilt für Patienten mit chronischen Schmerzen im unteren Rücken, die durch Mangel an Bewegung, häufiges Sitzen im Beruf sowie Stress oder Übergewicht entstehen können. Wie eine koreanische Studie zeigen konnte, litten Betroffene nach einer Saunatherapie weniger an Schmerzen und fühlten sich im Allgemeinen wohler als vor der Therapie.



Quellen:

  • Beever, Richard (2010): The Effects of Repeated Thermal Therapy on Quality of Life in Patients with Type II Diabetes Mellitus.

  • Cho, Eun-Hee; Kim, Nam-Hun; Kim, Hyoung-Chun; Yang, Yun-Ho; Kim, Juyoun; Hwang, Byeongmun (2019): Dry sauna therapy is beneficial for patients with low back pain.

  • Matsumoto, Shuji; Shimodozono, Megumi; Etoh, Seiji, Miyata, Ryuji; Kawahira, Kazumi (2011): Effects of thermal therapy combining sauna therapy and underwater exercise in patients with fibromyalgia.

  • Piso, U.; Küther, G.; Gutenbrunner, Chr.; Gehrke, A. (2001): Analgetische Wirkungen der Sauna bei der Fibromyalgie.

  • Schilling, Christoph & Weidner, Kerstin (2021): Das Fibromyalgiesyndrom aus der psychosomatischen Perspektive: Ein Überblick.



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